Aktuelles

SpaceDays @ ComicCon Stuttgart

9.-10.12.2023

 

 Dirk Bartolomä, Chef der Fed-, Magic- und ComicCon bietet den SpaceDays ein neues Zuhause in Stuttgart an. Und das bereits für die Veranstaltung am

09. und 10. Dezember 2023 – Messe Stuttgart.

Wer hat Interesse bei den SpaceDays @ ComicCon Stuttgart 2023 dabei zu sein?

Schreibt eine Email an orga@spacedays.de und gebt an, wie viele laufende Tischmeter ihr braucht und ob ein Stromanschluss von Nöten ist.

Postpandemisches Semi-GAFIA

Das einzig konstante ist die Veränderung

Welch Wortungetüm, für Nicht-Nerds nahezu unverständlich.

GAFIA steht schlicht für „get away from it all“ und meint, jemand steigt aus einem Fandom aus. Semi steht für halb und postpandemisch soll daran erinnern, daß eine Pandemie und deren teils übertriebene Bekämpfung die Welt und Menschen verändert hatte.

Sprich: Hier wird zu lesen stehen, wie ich meine Aktivitäten im Fandom ab etwa 2022 reduzierte.

 

ZEITSPRUNG 2021

 

Pandemie-Zeit. Isolation. Das Fandom ist ins Virtuelle entfleucht. Statt in einer dreidimensionalen Welt, agieren manche auf einer Scheibchenwelt. Flache Kacheln schlecht animierte Gesichter, selten Lippensychron. Denen fehlte die Mimik, Gestik oder Reaktion aufs Gesagte. Gern versteht man sich miss, weil - ist ja Internet. Da tobt der Honk, und hinter manchen Toren verbirgt sich ein Zonk. Gespräche sind zäh, Performance und Leitungsqualität bestimmen, wer sprechen darf. Und ich mittenmang. 

 

Die monatlichen SF-Treffs und Notfall-Web-Konferenzen an Heilig Abend oder Silvester dauern gerne mal acht Stunden und mehr. Die Isolation und das Versinken in digitalen Scheinwelten hatte viele Nerds noch weiter verändert. Und ich nehme mich da kein bisschen aus. Statt diskutiert, wurde doziert, gerne folgte man der Meinungsmache der Regierenden und verdammte alle, die vorsichtig fragten, ob das denn alles so richtig sei.

 

Plötzlich klappte es auch mit der Digitalisierung. Es gab nur noch zwei Zustände: An und Aus, Eins und Null, Richtig und Falsch. Zwischentöne – nahezu unmöglich. Und wehe jemand spielte bei all dieser Wiederkäuerei der Staatsmeinung den agent provocateur und wich den Hauch eines Jotas eines Deuts von der erlauben Meinung ab. Da ward zur Hexenjagd geblasen.

 

Mir fiel sofort ein Klassiker der Liedermachers Konstantin Wecker ein:

 

Immer noch werden Hexen verbrannt

Auf den Scheitern der Ideologien

Immer ist irgendwer der Böse im Land

Und so kann man als Guter und die Augen voll Sand

In die Heiligen Kriege ziehen.

 

Ende der 70er war dies eigentlich eine Anklage gegen den rechten Konservativismus, die Mehrheitsgesellschaft, die sog. herrschende Klasse. Und damit nach alter Denke „links.“

Doch in pandemischen Zeiten kehren sich die Lager um. Plötzlich stellte man jeden Kritiker der chaotischen Corona-Restriktionen in die „rechte“ Ecke. Selbst diejebigen, die bereits früh geimpft waren nahm man das Recht, einfach mal das Gehirn einzuschalten und Maßnahme zu hinterfragen.

Mit Genugtuung muss ich inzwischen Beobachtung, dass die als „Schwurbler“ denunzierten Kritiker letztendlich recht behalten hatten.

 

Und das geschah in einem SF-Fandom, das durch angelesenes Halbwissen weltfremder Nerds und Incels geprägt sein könnte. Hier echauffierten sich die „Guten“ über einen Wechsel der Herausgeberschaft des Nova-Magazins. Dort in einem kleinen unbedeutenden SF-Club am Rande des Universums ekelte man verdiente Workoholics und engagierte Macher heraus.

 

Spaß, Zusammenhalt, Freunde und Freude sehen anders aus.

 

Servus Andromeda Nachrichten, tschau SFCD e.V.

 

In meinem ersten Leben im Fandom in den 80ern hörten wir oft von einem illustren Zirkel bestimmt über 30 Jahre uralter weißer Männer. Die hatten sicher das Gilgamesch-Epos mit verfasst, Mary Shelly die Feder geführt und Hugo Gernsback assistiert. Sie versammelten sich unter dem Dach des Science Fiction Clubs Deutschland (SFCD e.V.), einer gigantischen Vereinigung der wahren SF-Fans. Und kaum wechselte das Jahrtausend, bin ich selbst alt, weise oder weißer, cis-hetero-normativer SF-Nerd und wurde einer von uns. Ich trat dem Verein bei, hauptsächlich weil ich dort meine Con-Berichte veröffentlichen durfte. Seit Jahren schon schrieb ich mir gerne auf, was mir an Veranstaltungen ge- aber auch missfiel. Hier bot sich nun ein interessiertes, weltoffenes Forum.

 

Auch die Jährlichen SFCD-Cons waren tolle Treffen interessierter Fans, auf denen man über das Genre ausgiebig parlieren durfte. Die Interessen waren vielfältig, auch mal kontrovers, Literatur, Film und Serien, Conventions und sogar Musik wurden diskutiert. Man sprach miteinander, hörte zu und freute sich aufs Treffen. In den Achtzigern waren solche Cons von über 100 Personen besucht, am Ende waren es bessere Stammtische der Immergleichen. Und wie auf den SF-Treffs und Stammtischen konnte kaum mehr über Inhalte gesprochen werden, denn in Zeiten von Streaming und Vereinzelung war plötzlich jeder sein eigener Programmchef. Austausch nahezu unmöglich, und wenn dann bereits vorab in nicht frei zugänglichen Foren der bekannten Datenkrake. Gerne auch, ohne die Werke selbst gesehen oder gelesen zu haben, die man da mit Kennermiene zerriss.

 

Ein gravierendes Beispiel waren zwei Blockbuster Anfang 2023: „Avatar II“ und die Verfilmung von Schätzings „Der Schwarm.“ Nicht, dass man das alles mögen muss und vorbehaltlos in Begeisterungsstürme ausbricht, aber völlig Ignoranz ist auch keine Lösung. Ich habe in der Sauna oder bei Ü100-Parties mehr mit netten Menschen über diese Filme gesprochen als mit den SF-Fans im Elfenbeinturm der Ignoranz, hoch oben in den Wolken oder Blasen der Selbstgefälligkeit.

 

Anfang 2023 waren über 125 meiner Artikel in den Andromeda-Nachrichten publiziert, dem Fanzin SFCD e.V. Es hatte mir immer viel Spaß bereitet zu schreiben, ich formulierte gerne auch mal mit spitzer Feder und gelegentliches Feedback bewies, es wurde auch gelesen. Das Lektorat übernahm meine Frau, als sie noch lebte. Der langjährige Chefredakteur schätzte Ecken und Kanten und nahm kaum Einfluss auf den Inhalt, höchstens auf übersehene Tippfehler. Als man ihn aus dem Verein geekelt hatte, führte seine Nachfolgerin das Magazin sehr erfolgreich auf hohem Niveau weiter.

 

Doch plötzlich ging das Lektorat schief. Statt mit mir den ein oder anderen Satz zu besprechen, wurde nur der Chefredakteurin hinterrücks gemeldet und dann einfach  gestrichen. Ich kann gut und sogar gerne mit Kritik umgehen, denn letztlich bringt mich das weiter und manchmal tippe ich schräge Gedanken zu schnell aufs digitale Papier. Doch die mangelnde Kommunikation und diese Art von Umgang miteinander waren zu viel. Ich beendete konsequent meine Mitarbeit an den Andromeda Nachrichten. Da die Druckkosten und das Porto den Großteil des Budgets des SFCD e.V. bestreiten, kündigte ich zudem auch meine Clubmitgliedschaft.

 

Ich musste mich von vielen Dingen trennen, die mehr lieb und wertvoll waren, warum diejenigen beibehalten, die nur ärgern und schmerzen.

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© Jürgen Lautner